Gedenk- und Erinnerungsarbeit
Die Bedeutung einer eindringlichen und nachhaltigen Gedenk- und Erinnerungsarbeit ist in der heutigen Zeit, in der nationale und extreme Tendenzen mehr und mehr an Einfluss gewinnen, größer denn je.
Die konsequente Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist unabdingbar, wenn es darum geht, Fehler der Vergangenheit und daraus resultierendes großes Unheil zu vermeiden und richtige Wege zu beschreiten.
Die Stadt Petershagen möchte zusammen mit den in diesem Bereich engagierten Ehrenamtlern die Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Petershagen bewahren und stetig fortentwickeln.
Seit über 25 Jahren gewährt das Informations- und Dokumentationszentrum Alte Synagoge Petershagen einen Einblick in das Leben und Schicksal der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Petershagen. Vielfach ausgezeichnet hat sich die Synagoge weit über die Stadtgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf erworben.
In diesem Kontext stehen die jüdischen Friedhöfe im Stadtgebiet und die Stolpersteine, die die Erinnerung an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger aufrechterhalten. Der Ostarbeiterfriedhof in der Ortschaft Bierde erzählt ebenfalls traurige Geschichten aus dem dunkelsten Kapitel der deutschen Vergangenheit.
Ein Mahnmal aus vergangener Zeit verdeutlicht wie kaum ein anderes die unmenschliche Grausamkeit, welche das NS-Regime all denjenigen zufügte, die nicht mit dessen Ideologie in Einklang standen: Bis Ende des Zweiten Weltkrieges existierte in Lahde ein Arbeitserziehungslager, in dem viele Menschen unter unwürdigsten Bedingungen inhaftiert waren und zu Hunderten auch den Tod fanden. Damit das Lager und seine Inhaftierten dem Vergessen nicht gänzlich anheimfallen, enstand aus gemeinsamer Initiative von Bürgerschaft und Sekundarschule Petershagen die Projektidee, das Arbeitserziehungslager mithilfe modernster Techniken digital aufzuarbeiten und mit Informationen zum Lager selbst sowie Opfer- und Täterbiographien zu versehen. Neben klassicher Gedenkarbeit soll auch schulische Bildung Zielrichtung dieses kurz vor dem Abschluss stehenden Projektes sein.
Von diesem Gedanken des Nicht-Vergessens getragen, ist die Stadt Petershagen seit kurzem Mitglied im Jahr 2000 gegründeten Städtebündnis Deutsches Riga-Komitee (www.volksbund.de).
Im Zeitraum 1941-1942 wurden mehr als 25.000 deutsche jüdische Bürgerinnen und Bürger im Eisenbahntransport in das lettische Riga deportiert, im Waldgebiet von Bikernieki ermordet und dort in 55 Massengräbern bestattet. Unter ihnen auch Menschen aus Petershagen. Auf Antrag von Schülerinnen und Schülern des Städtischen Gymnasiums Petershagen ist die Stadt Petershagen nun das 81. Mitglied im Städtebündnis.
Die Ahnenstätte Seelenfeld zählt zu den Orten mit Geschichte in der Stadt Petershagen. Sie ist ein privatrechtlich geführter Friedhof in der Ortschaft Seelenfeld. Eigentümer und Träger der Anlage ist der "Ahnenstättenverein Niedersachsen e.V.". In den letzten Jahren hat eine umfangreiche historische Aufarbeitung der Ahnenstätte stattgefunden, um die Geschichte der Anlage sowie ihre Nutzung in der rechtsextremen und rechtsradikalen Szene während der vergangenen Jahrzente bis in die Gegenwart zu erforschen. Die Ergebnisse wurden in der Publikation "Die Ahnenstätte Seelenfeld in Petershagen 1930-2020" veröffentlicht.